© Jetti Kuhlemann ; Pixelio
Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da erfuhr ich die Sportergebnisse des letzten Abends aus der Tageszeitung, die am nächsten Morgen um 6 Uhr vor der Türe lag. Irgendwann gab es dann den Teletext, der das Warten auf die nächste Zeitung überflüssig machte, denn man konnte jederzeit nachsehen, wie zum Beispiel ein Fussballspiel ausgegangen war.
Dann kam das Internet, gegen das fortan alle anderen Medien keine Chance hatten, wenn es um den Aktualitätsgrad von Informationen ging. Passiert heute irgendwo auf der Welt etwas, erfahren wir es online sofort und nicht irgendwann später. Aber die Gier nach aktuellen Informationen verursacht ein anderes Problem: wir interessieren uns nur noch ganz kurz für etwas, bevor die nächste Nachricht unsere Aufmerksamkeit erregt.
Hatte eine Tageszeitung in der Regel 24 Stunden, bis die nächste Ausgabe sie reif für den Altpapiercontainer machte, hält der Neuigkeitswert einer via Internet verbreiteten Nachricht bei weitem nicht mehr so lange an. Wie schnell Nachrichten bei Facebook und Twitter verschwinden, zeigt ein auf dem bit.ly-Blog veröffentlichter Beitrag, der sich mit der Frage beschäftigt, wie lange eigentlich die Aufmerksamkeit für einen dort geteilten Link anhält? Das Ergebnis ist ernüchternd, die Hälfte der Klicks, die ein Link schafft, erhält er innerhalb der ersten drei Stunden. Danach nimmt das Interesse stark ab, die Nachricht verschwindet in den unendlichen Weiten von Facebook und Twitter.
Ich hätte ja geglaubt, dass auf Facebook verbreitete Links etwas länger überleben als auf Twitter. Aber die Unterschiede sind marginal. Während bei Twitter die Hälfte der Klicks nach 2,8 Stunden erreicht wird, dauert es auf Facebook 3,2 Stunden. Wer also nur stur seine Nachrichten via Facebook und Twitter verbreitet und sonst nichts unternimmt, betreibt unter Umständen einen ziemlichen Aufwand und erzielt damit einen recht mickrigen Ertrag.
Was aber können wir tun, um das zu ändern? Das Ziel muss sein, das Verschwinden der Nachricht zu verhindern oder besser gesagt, hinauszuzögern. Nun könnte man natürlich einfach alle drei Stunden die Nachricht wiederholen, aber vermutlich ist diese Idee nicht besonders kundenfreundlich oder wollen Sie wirklich alle drei Stunden die alten Inhalte serviert bekommen? Handelt es sich um ein komplexes Thema, lassen sich die Informationen unter Umständen auf mehrere Postings oder Tweets aufteilen. Aber auch hier ist dann meist nach der zweiten oder dritten Ausgabe Schluss.
Fein ist man dran, wenn andere das wiederholte Posten der Nachricht übernehmen. Ob auf Facebook geteilt oder als Retweet auf Twitter wiederholt, der Multiplikatoreffekt sorgt dafür, dass nach und nach andere UserInnen davon erfahren und bei Gefallen die Nachricht erneut kommunizieren. Der Haken dabei: wenn wir wollen, dass andere unsere Nachrichten teilen oder retweeten, müssen wir über ein entsprechend gutes Netzwerk verfügen. Aber das ist nicht einfach da, sondern muss erarbeitet werden, d.h. es reicht nicht, eigene Informationen zu verbreiten, sondern es gilt, mit anderen in Gespräch zu kommen, deren Nachrichten zu verbreiten, damit die das gleiche mit unseren Infos tun.
Wenig sinnvoll ist es vor diesem Hintergrund, Nachrichten synchon über die eigenen Accounts zu verbreiten. Wer Twitter und Facebook miteinander verbindet und die Nachricht zu einer bestimmten Zeit gleichzeitig durch beide Kanäle jagt, hat sein Pulver bereits verschossen. Warum nicht erst die Information twittern und drei Stunden später die Info noch einmal auf Facebook verbreiten? Natürlich lassen sich hier auch weitere Netzwerke einsetzen, so erscheinen auf Xing die Hinweise auf meine Blogbeiträge bewusst immer etwas zeitversetzt. Und natürlich können Sie Ihre Beiträge dann auch noch mit Hilfe von Delicious, Diigo oder Mister Wong bookmarken und so dafür sorgen, dass Ihre Nachrichten nicht bereits nach drei Stunden kurz vor dem virtuellen Ende stehen. Sie sehen schon, wer sich in Sachen Social Media auf einen einzigen Kanal beschränkt, hat in dieser Hinsicht schlechte Karten. Am besten ist es übrigens, mit Videos zu arbeiten und die auf YouTube zu verbreiten. Dort wird die Hälfte der Klicks nämlich erst nach 7 Stunden erreicht, d.h. Sie sollten auf Videos nicht verzichten.
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