Tote Hose im Forum

Als ich vor ein paar Tagen den Beitrag „Wie baue ich eine Community auf?“ geschrieben habe, ging es mir nur um den groben Rahmen. Was ist aber, wenn ich nun ein Forum für „meine“ Community eingerichtet habe und keiner kommt? Um diese Frage geht es in Karin Janners Beitrag „Zum Austausch im Kulturbereich„. Karin stellt die (berechtigte) Frage, ob KulturmanagerInnen kein Interesse daran haben, sich auszutauschen und verweist auf das Forum von Kulturmanagement Network und die entsprechende Xing-Gruppe, in denen ja nicht unbedingt das Leben tobt, um es mal vorsichtig zu formulieren.

Ihr Beitrag hat eine sehr interessante Diskussion ausgelöst, die sich in den Kommentaren zu ihrem Beitrag verfolgen lässt. Besonders freut es mich, dass sich auch Dirk Heinze als einer der Gründer von Kulturmanagement Network dabei zu Wort gemeldet hat. Um dieses Forum mit seinen fast 22.000 registrierten UserInnen tut es mir besonders leid. 30 Beiträge innerhalb von ca. 15 Monaten sind wirklich ein trauriges Ergebnis. Woran liegt es?

Dirk Heinze nennt zwei Gründe, die für diesen Misserfolg verantwortlich sind. Zum einen glaubt er, dass die Gruppe der KulturmanagerInnen zu heterogen sei, um sich im Forum auszutauschen. Außerdem macht er die fehlende Lust am Online-Diskutieren dafür verantwortlich, dass aus den inhaltlichen Inputs, die von Seiten der Moderatoren gekommen sind, keine Diskussionen entstanden sind.

Ich sehe das etwas anders und möchte hier ein paar Punkte aufgreifen, die in meinen Augen wichtig für den Erfolg eines solchen Forums sind, in dem es um den Aufbau einer Community geht. Denn ich gehe davon aus, dass das eines der Ziele des Forums von Kulturmanagement Network ist.

Beginnen wir mit der Technik. Ein Forum ist heute schnell eingerichtet, was zur Folge hat, dass es natürlich auch jede Menge Foren und Communities gibt. Aber diese Verfügbarkeit ist auch eine Gefahr, denn sie führt dazu, dass man sich unter Umständen gar nicht so viele Gedanken macht, welches Tool am geeignetsten ist, Menschen anzuziehen und dazu zu bringen, Teil der Community zu werden.

Das Kulturmanagement Network stellt auf seiner Website ziemlich viele Inhalte zur Verfügung. Da gibt es oft interessante Themen, die zu diskutieren wären. Nur ist der Weg vom jeweiligen Text ins Forum sehr weit. In meinen Augen zu weit, daher habe ich dann auch hin und wieder die Themen einzelner Beiträge aufgegriffen und hier im Blog darüber geschrieben. Viel lieber hätte ich direkt unter dem Beitrag darüber diskutiert, denn der Weg vom Beitrag hierher ins Blog ist natürlich auch ziemlich weit. Ich behaupte, wenn es bei den Beiträgen eine Kommentarfunktion gäbe, würde dort sehr viel mehr Leben herrschen. Ich würde mir daher die Frage stellen, ob das Forum überhaupt das richtige Instrument ist?

Das richtige Instrument wofür? Richtig, was ist eigentlich das Ziel eines Forums? Es kann darum gehen,

  • Informationen auszutauschen,
  • Wissen zu generieren,
  • ein Netzwerk aufzubauen,
  • mir und meinem Unternehmen Reputation zu verschaffen,
  • mich und meine Firma zu bewerben oder einfach nur
  • ein möglichst gut besuchtes Forum zu schaffen.

Klar ist, dass es in der Regel nicht um ausschließlich eines dieser oder anderer Ziele geht, sondern ich wahrscheinlich mehrere Ziele damit verfolge. Trotzdem muss ich mir aber für jedes Ziel unter Umständen eine eigene Strategie überlegen. Bin ich nur Gastgeber oder Moderator, dann muss ich die Leute wie auf einer Party miteinander bekannt machen und die Voraussetzungen schaffen, dass sie ins Gespräch kommen. Als GastgeberIn von Parties oder sonstigen Veranstaltungen wissen Sie, wie das geht: Sie beginnen ein Gespräch und versuchen, andere einzubinden.

Was passiert dort dann? Manche Gespräche entwickeln sich, manche schlafen recht schnell wieder ein. Wenn am Ende alle sagen sollen, dass es ein tolles Fest war und sich alle gut und angeregt unterhalten haben, dann haben Sie als GastgeberIn dafür hart arbeiten müssen. Zeit und Geduld sind in dieser Hinsicht also zwei nicht zu unterschätzende (Erfolgs)-Faktoren.

Im Laufe Ihrer Gespräche werden Sie feststellen, dass auf Ihrer Party Menschen sind, mit denen es ganz leicht ist ins Gespräch zu kommen, während es mit anderen eher mühsam ist. Wenn jemand Ihre Themen schnell aufgreift, dann ist das nicht selbstverständlich. Solche Leute werden Sie hegen und pflegen und ihnen immer wieder dankbar sein, wenn sie Gespräche in Gang bringen bzw. sie in Gang halten.

In einer Community ist das ähnlich. Hier gibt es die „Influencer“ (mehr dazu hier und hier), die ich aufmerksam betreuen muss, damit sie mir nicht verloren gehen. Aber auch die anderen, mit denen es nicht so einfach ist, müssen Ihnen natürlich willkommen sein. Wie überall kommt es auch hier auf die richtige Mischung an.

Zurück zu Ihrer Party: Damit diese ein Erfolg werden kann, müssen Sie Leute einladen und schauen, dass auch wirklich alle kommen. Das gilt für ein Forum auch. Das Prinzip „If we build it, they will come“ funktioniert nicht. Eine Community aufzubauen heißt auch, Marketing zu betreiben. Laden Sie die Menschen ein, von denen Sie glauben, dass sie für Ihre Community interessant sind. Und kümmern Sie sich um die Influencer, um die, die Ihre Gesprächsangebote im Forum oder Netzwerk aufgreifen.

Das ist harte Arbeit und dauert, ich wiederhole mich, unter Umständen sehr lange. Zwei Beiträge zu schreiben und dann auf Leute zu warten, die darüber diskutieren, das ist eindeutig zu wenig. Versetzen wir uns doch mal in die Lage derer, die ich gerne in meiner Community hätte. Warum sollen die gerade in Ihrem Forum auf Ihren Input reagieren? Was haben die davon?

Um für mich selbst zu sprechen: ich habe gar nicht so viel Zeit, um auf alles zu reagieren, was da so an interessanten Dingen jeden Tag passiert. Warum sollte ich auch darauf reagieren? Die Person, die das Forum betreibt, verfolgt damit (hoffentlich) ein klares Ziel. Aber ich? Ich kann nicht überall nur aus Jux und Tollerei Debatten führen. Das muss zusammen passen.

Um ein letztes Mal auf die Party zurückzukommen. Wenn Sie als eingeladene Person merken, dass Sie nur eingeladen werden, weil Sie so gut Gespräche führen können, werden Sie verstimmt sein und unter Umständen weiteren Einladungen nicht mehr Folge leisten.

Vielleicht sehen Sie sich aber auch gar nicht als GastgeberIn eines Forums, sondern haben Interesse an einer Community, in der Inhalte entwickelt, Wissen generiert wird. Dann gehen Sie auf der inhaltlichen Ebene in der Community auf. Andererseits sind Sie aber immer noch für die Organisation, das Management verantwortlich. Sie werden vor allem am Anfang die Inhalte liefern müssen, denn erst wenn eine Vertrauensbasis hergestellt worden ist, werden die anderen Beiträge liefern.

Ein anderer Punkt ist in diesem Zusammenhang noch wichtig, vor allem wenn es darum geht, Wissen zu generieren: es muss klar sein, wohin die Reise geht, welche Visionen verfolgt werden. In meinen Augen ist hier Leadership gefragt. Natürlich wird die Community entscheiden, was für sie interessant ist und was nicht. Aber der reine Bottom-Up-Ansatz reicht nicht aus. Es muss der Rahmen geschaffen werden, für die Atmosphäre gesorgt werden, in der die Diskussionen aufkommen können. Wenn wir von einer Community sprechen, reden wir von dynamischen Prozessen.

Dabei geht es daher nicht um die Technik, sondern um die Menschen. Denn die und ihre Interessen und Erfahrungen stehen bei jeder Community im Vordergrund. Oder anders gesagt: sie sollten im Vordergrund stehen.

Je unterschiedlicher diese Erfahrungen sind, desto besser sind die Voraussetzungen für Gespräche. Desto größer sind aber auch die Chancen, dass daraus neue Ideen, neues Wissen entsteht. Insofern ist die Heterogenität, die Dirk Heinze für das Scheitern des Forums verantwortlich gemacht hat, in meinen Augen das größte Kapital, das eine Branche und in diesem Fall ein Forum haben kann. Heterogenität ist, Verzeihung wenn ich mich hier wiederhole, die Voraussetzung für Innovation.

Außerdem glaube ich auch nicht, dass KulturmanagerInnen keine Lust haben, online zu diskutieren. Das zeigt die Zahl der Kommentare zu Karins Beitrag. Das wird aber auch deutlich, wenn wir uns anschauen, wie es mittlerweile gelingt, Themen über mehrere Blogs hinweg zu diskutieren, denn auch Michael hat dieses Thema auf seinem Blog Moving Culture aufgegriffen.

Und wenn Sie jetzt Ihr eigenes Forum aufsetzen oder eine eigene Community gründen wollen, dann helfen Ihnen dabei vielleicht die „elf Tipps für eine erfolgreiche Community“, die ich in einem Beitrag der Internet World gefunden habe. Zu verdanken habe ich diese Entdeckung Jochen Krisch und seinem Blog Exciting Commerce. Er legt seinen LeserInnen übrigens das Interview mit Thomas Kaspar auf der zweiten Seite des PDF ans Herz.

Was mich interessieren würde: warum beteiligen Sie sich an einem Forum, einer Community oder einem Netzwerk?


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15 Antworten zu „Tote Hose im Forum“

  1. Hätte große Lust, hier ausführlich mit zu diskutieren!
    Bin aber auf dem Sprung in den Urlaub, und fahre gleich meinen Laptop runter.
    Vielleicht ist es ja nach Pfingsten noch möglich, hier seinen Senf dazu zu geben…

    Schöne Pfingsten, Grüße, Karin

  2. Na dann schönen Urlaub! Ich lösch den Beitrag auch nicht gleich wieder, versprochen. ;-)

  3. Blogs sind sicher eine sehr schnelle Form, in Diskussion zu kommen und sich zu vernetzen. Durch die Öffentlichkeit kommt frischer Wind auf, durch den Blogger selbst bleibt der rote Faden gespannt. Mit diesem hält der Blog aber auch oder sackt in sich zusammen. Das Engagement zu schreiben steht im Vordergrund und das ist auch die Stärke, Einfluss zu nehmen. Ohne die eigene Aktion geht es gar nicht, Leute fürs Blog bzw. Kommentare anzuziehen. Ich will Projekte aufbauen und darauf aufmerksam machen, in Dialoge – über Grenzen hinweg – einsteigen, das Blog beschleunigt. das hat Michael in seinem Blog fein beschrieben.
    Ein Forum sehe ich geschlossener (ich nutze meins beispielsweise nur für Online-Kurse, also auf bestimmte Zeit und Benutzer begrenzt), die Moderation muss m.E. genauso wie im Blog Impulse geben. Das geschieht bei den Seminaren natürlich über die Kursleitung und den entsprechenen Lehrstoff. Motiviere ich aber nicht zugleich die TeilnehmerInnen, immer wieder ins Forum zu kommen, bleiben die Ordner leer. Wer sich austauschen will und immer wieder nur dieselben Beiträge sieht, verabschiedet sich bald gelangweilt.
    Die Registrierung zu einem Forum, die in der Regel stattfindet, kann zum einen einen Vertrauensrahmen schaffen, um sich freier auszutauschen, sie kann aber auch als Barriere wirken. Warum sollte ich mich zu etwas anmelden, bei dem ich noch nicht einmal sehe, was dahintersteckt. Was mich in Foren (mehr noch als in Blogs) immer wieder stört, ist die Werbung, die bei der Technik kostenloser Anbieter meist üblich ist. Wenn ich in einem Forum schreibe, will ich mich nicht mit plötzlich aufspringenden Fenstern herumschlagen oder blinkende Banner sehen. Von der CI ganz abgesehen, die hier zur Identitätsstiftung ein Stück beitragen kann.
    Bei vielen Foren in Xing gibt es eindeutig zu wenig Anregungen, eine fade Party also. Bei manchen scheint es sogar nur Moderatorenimputs zu geben, wenn es um die Vorstellung eigener Veranstaltungen geht. Dann ist für zwei Monate wieder Schweigen, das Eingehen auf Beiträge, so sie überhaupt von der Gruppe kommen, fehlt oft ganz. Schwung ist in den Foren, wo es Wissensaustausch gibt, interessante Threads auch in Archiven abgelegt werden. Das Akquise-Forum ist dafür ein gutes Beispiel. Das spricht auch Neuankömmlinge an.
    Ich habe für ein Lyrik-Projekt überlegt, ob ich Forum oder in diesem Fall geschlossenes Blog wähle. Ich habe mich für letzteres entschieden: Flexibler, schneller, aber auch durch die Struktur von Beitrag und Kommentar übersichtlicher, gebündelter.

  4. Danke für deinen Kommentar, Michaela. Du hast sehr anschaulich beschrieben, welche Überlegungen ich anstellen muss, wenn ich eine Community aufbauen möchte. Ob Blog, Wiki, Forum oder ein social network, jede Plattform hat ihre Stärken und Schwächen. Nur wenn ich weiß, welche Ziele ich mit meiner Community verfolge, habe ich eine Chance, auch die richtige Entscheidung zu treffen.

    Deine Einschätzung der Xing-Gruppen teile ich auch. Ich habe den Eindruck, dass manche die Moderatorenrolle für ihren CV übernehmen. Ansonsten tangiert sie das dann recht wenig, von Veranstaltungshinweisen abgesehen, die dann ziellos an alle verschickt werden, egal ob ich 1 oder 1.000 km vom Veranstaltungsort entfernt bin. Eine der rühmlichen Ausnahmen, das Akquise-Forum hast Du genannt. Da habe ich z.B. viel über das Bloggen gelernt.

  5. Ein Gedanke ist mir zu Blog/ Forum noch gekommen, der zwar schon angeschnitten ist, aber die „Lenkung“ und Autorität expliziert.
    Im Blog ist meine bestimmende Hand immer gegeben und dennoch wirkt das (außer ich beginne alle Kommentare zu zensieren) nicht autoritär. Ich biete Infos an, wer Lust hat, kann sich von außen einklinken. Solcher Freiraum gefällt mir.
    Beginne ich im Forum Themen so strikt vorzugeben, wirkt das schnell bevormundend. Bei Kursen kann ich zwar Autorität vertreten, da braucht es Führungsposition. Zur Moderatorin gehören jedoch andere Kommunikationsstrategien. Über Experten (siehe nochmals Akquise-Forum) z.B. verschiebt sich der Leitgedanke auf Kompetenz, auf Team. Das durchbricht geschickt Hierarchien.

  6. Ich denke, Regeln gibt es in Blogs und in Foren. Wie sie aussehen, hängt unter anderem davon ab, welche Ziele ich verfolge. Verwende ich das Forum so wie Du berichtest, werden die Regeln eher „strenger“ sein. Bei Kulturmanagement Network sind sie z.B. wahrscheinlich nicht so streng, weil es unter anderem keine vorgegebenen Abläufe gibt.

    Im Blog kann es schon auch autoritär wirken. Ich würde meinen, dass das vor allem von der Person abhängt, die bloggt. Aber vielleicht täusche ich mich da auch. Mal nachdenken…

  7. Ich bin Autorin. Diese Gruppe ist sehr stark vernetzt; es gibt unzählige Autorenforen, darunter ein paar richtige Perlen.

    Dabei wird zwischen offenen und geschlossenen Foren unterschieden; sprich, solche, bei denen alle mitlesen können und solche, zu denen nur registrierte Benutzer Zugang haben. Dann gibt es noch die Mischform, in der ein Teil öffentlich ist, konkrete Schreibarbeit und etwas heiklere Themen im geschlossenen Bereich diskutiert werden. Das Paradebeispiel dafür ist das Montsegur Autorenforum (http://autorenforum.montsegur.de), eine wahre Informationsquelle für (Jung)Autoren. Ich selber mache bei einem total offenen Forum mit, das sich an Schreibanfänger richtet, und bin gleichzeitig Mitglied von zwei geschlossenen Foren, in dem wir unseren Autorenalltag diskutieren.

    Wichtig bei diesen Foren (Michaela hat es bereits geschrieben):

    1. Sie müssen betreut sein! (sonst gibt’s Wildwuchs)
    2. Für mich müssen sie werbefrei sein – oder mindestens nur sehr dezent beworben, ohne Fenster, die mich anspringen.
    3. Es muss ein anständiger Umgangston herrschen (für den nicht zuletzt der Forenbetreuer verantwortlich ist).

    Warum funktionieren Autorenforen (vielleicht besser als andere Foren)?

    1. Schreiben kann eine einsame Sache sein. Der nächste Autorenkollege, mit dem man sich austauschen könnte, wohnt mit ziemlicher Sicherheit viele Kilometer entfernt. => Autoren suchen die Gleichgesinnten im Netz.

    2. Autorenforen sind eine unschätzbar wichtige Informationshilfe. Ein Schreibproblem? Frag die Kollegen. Nicht ganz sicher, ob man einen Vertrag mit xyz Konditionen unterschreiben soll? Frag die Kollegen. Wie geht das mit den Nebenrechten? Frag die Kollegen usw.

    3. Autorenforen sind Schreibhilfen. Das Exposé liest sich noch nicht rund? Stell es ins Forum und diskutiere es mit den Kollegen. Eine Szene harzt? Besprich sie mit Kollegen. Nicht ganz sicher, ob der Spannungsbogen funktioniert? Frag die Kollegen.

    4. Punkt 2. und 3. setzt Vertrauen voraus. Dieses Vertrauen ist in Foren gegeben, in denen Moderatoren und Administratoren lenken, eingreifen und klare Regeln setzen. Kommt man neu in ein Forum, merkt man bald, ob man in ein gutes oder ein weniger gutes geraten ist. Aus dem weniger guten verzieht man sich sehr schnell, im guten bleibt man, und öffnet sich.

    5. Autoren schreiben sowieso gerne :-)

    Ich habe mehrere gut funktionierende Autorenforen kennengelernt. Ja, ich gehe sogar so weit zu behaupten, dass ich ohne mein allerestes Autorenforum, in dem ich mich registiert habe, nicht zur Autorin geworden wäre.

    Trotzdem funktioniert nicht jedes Autorenforum. Ein Grund: Es gibt zu viele davon. Wenn dann eines mehr tot als lebendig vor sich hinserbelt, sucht man sich ein neues.
    Ein neues Forum zu eröffnen bedeutet Aufbauarbeit und – wie Christian schreibt – muss man auch aktiv werden und Leute einladen.

  8. @ Zappadong: Danke für diese treffende Analyse. Du hast geschrieben: „Autoren suchen die Gleichgesinnten im Netz.“ Das ist, denke ich, einer der wichtigsten Punkte. Je größer das gemeinsame Ziel oder Anliegen der Zielgruppe ist, desto „leichter“ wird es sein, eine solche Community aufzubauen.

    Häufig entsteht ein Forum oder eine Community nicht aus einem (gemeinsamen) Bedürfnis heraus, sondern irgendjemand wählt sich eine Branche aus und eröffnet dazu ein Forum. Entdecke ich dieses Forum, interessiert es mich vielleicht, weil es um die Branche geht, in der ich arbeite. Und dann? Ich werde neugierig hineinschauen, aber mehr ist da zu Beginn wahrscheinlich nicht. Wenn es den InitiatorInnen nun nicht gelingt, mich zu halten, bin ich wieder weg.

    Und noch eine Feststellung, die wahrscheinlich vieles erklärt: „es gibt zu viele davon“, wie Du schreibst. Nur dort, wo sich die Zielgruppe am besten aufgehoben fühlt und wo ihre Bedürfnisse befriedigt werden, wird sie bleiben. Es gilt also auch, die Konkurrenz im Auge zu haben. Und das nach Möglichkeit, bevor man ein Forum eröffnet.

  9. Mir ist nach dem Absenden des Beitrag noch etwas eingefallen:

    Als Autorin habe ich – bei einem guten Forum – einen ganz klaren Nutzen. Ich profitiere davon.

    Das scheint mir ebenfalls ein wichtiger Punkt zu sein. Einfach nur zu diskutieren, damit man diskutiert hat, kann ja witzig sein, längerfristig aber muss man mit seiner Zeit haushälterisch umgehen (vor allem bei den vielen verlockenden Internetangeboten), und dann verbringt man sie in solchen Foren / Blogs aus denen man etwas auf den Weg mitnehmen kann. Das kann ganz konkrete Hilfe sein oder (wie ich es zum Beispiel in deinem Blog erlebe), sehr gute und wertvolle Gedankenanstösse.

    Dein letzter aufgeführter Punkt ist ebenfalls ein sehr wichtiger: Warum sollte jemand einem Forum beitreten, das es in guter Form im Netz schon gibt?

    Anstoss für den Beitritt zum letzten Autorenforum war zum Beispiel seine Einzigartigkeit. Unter all den Autorenforen ist es das einzig wirklich gute Forum, das sich gezielt an Kinder- und Jugendbuchautoren richtet.

  10. Sehr interessante Diskussion.

    @zappadong:
    Zitat: „Als Autorin habe ich – bei einem guten Forum – einen ganz klaren Nutzen. Ich profitiere davon.“

    Erinnert mich an meinen Beitrag vor ein paar Monaten, den ich aufgrund eines Beitrages von Christian in etwas anderem Zusammenhang schrieb, wo ich folgende Behauptung zu Foren aufstellte:

    […]
    Die funktionierenden Foren die Mehrwert bieten sind entweder welche,

    * wo es um ein Produkt, Support oder thematisch eng eingegrenztes Thema geht und jeder das Ziel hat, zu einer bestimmten Sache in möglichst kurzer Zeit informiert zu werden.
    * oder von einer oder mehreren charismatischen Person/en Themen aktiv getrieben und moderiert werden.

    Der letzte Punkt ist nun genau der, der durch Blogs ersetzt wurde.
    […]

    Ganzer Artikel:
    Websites ohne RSS sind wie Rundfunk ohne Sender
    http://hyperkontext.at/weblog/artikel/websites_ohne_rss_sind_wie_rundfunk_ohne_sender/

    Ein mit einem Themen-Schlagwort „auf die grüne Wiese“ gestelltes (klassisches) Forum, in der Hoffnung, damit einen lebhaften und sinnvollen Diskurs zu schaffen, ist eine überholte Wunschvorstellung.

    In der Tat gibt es mittlerweile durch Blogs, Microblogging, Foren und „Soziale Plattformen“ Möglichkeiten, die sich einerseits überschneiden und andererseits optimal ergänzen können.

    Ein Beispiel:
    Das klassische Forum kann durchaus auch nur als temporärer Zusatz dienen, um ein bestimmtes Thema über ein paar Monate tiefgreifender zu diskutieren, das sich aus Aktivitäten über Blogs oder soziale Plattformen ergeben hat. Danach zum Schreiben wieder geschlossen wird.

    Ich glaube auch, dass in naher Zukunft noch viele technische Möglichkeiten eröffnet werden, die einige Funktionen verschmelzen lassen. Zum Beispiel wäre es möglich durch standardisierte Austauschformate Blogeinträge quasi virtuell auch zu einem Diskussionsfaden zu verbinden, obwohl nicht auf einer Plattform. Und noch einiges mehr, was zuweilen unter dem Stichwort „semantisches Web“ diskutiert wird.

    Momentan „kleben“ wir halt noch gedanklich an unserer analogen Vorstellung, alles an „einem Platz“ versammeln zu müssen. Und deswegen reden wir dann von „diesem Platz“, wo entweder nichts oder viel los ist.

    (wieder ein „Roman“ geworden. Da hätte ich ja schon fast einen eigenen Blogeintrag draus machen können. ;-))

  11. @ zappadong: danke für diesen wichtigen Punkt. Ich habe den Eindruck, dass oftmals die InitiatorInnen von Foren, Gruppen oder auch Blogs ihren Nutzen kennen, aber den der UserInnen unbeachtet lassen. Auf der anderen Seite ist es natürlich gar nicht so einfach, herauszufinden, wo dieser Nutzen liegen könnte. Wo erfahre ich etwas darüber, was meine UserInnen interessiert, bewegt, ihnen nützt?

    Um das herauszufinden, muss ich meine eigene Website verlassen und mich auf die Suche nach meinen UserInnen begeben. Da kommt für mich der Ansatz, den Gerald beschrieben hat, ins Spiel. Unsere „analoge Vorstellung“, dass ein bestimmtes Thema nur an einem Platz diskutiert werden könnte, ist wirklich überholt.

    Der virtuelle Diskussionsfaden hat was, Gerald und erste Ansätze sind ja teilweise auch zu entdecken. In der Praxis sind aber viele nur auf ein oder zwei Websites beschränkt und bekommen gar nicht mit, was derzeit diskutiert wird und als Thema ganz oben steht. Das heißt, der virtuelle „Raum“ wird immer wichtiger und um die für einen relevanten Beiträge, Netzwerke, etc. finden zu können, kommen dann semantische Technologien zum Einsatz.

    Da Foren aber eher einem geschlossenen Gefäß entsprechen, werden sie, wie Du schreibst nur für ganz bestimmte eng eingegrenzte Themen interessant sein. Alles andere spielt sich jenseits von ihnen, auf verschiedene Knotenpunkte verteilt, im virtuellen Raum ab.

    Wie so etwas dann aussieht, lässt sich schwer vorhersagen. Klar ist aber, dass sich solche „Diskussionenwolken“ oder „-netze“ nicht mehr kontrollieren lassen.

    Ein toller Input, Gerald, danke dafür. Vielleicht wird ja doch noch ein Beitrag daraus? :-)

  12. Bin zurück vom Urlaub, leider ein bisschen zu spät, ich sehe, die Diskussion ist nicht mehr im Gange :-(
    Und Du hast ja schon wieder Unmengen an Beiträgen geschrieben, wann machst Du das denn? Wahrscheinlich, wenn andere schlafen oder essen ;-)

    Interessante Aspekte!

    @Christian:
    Und wo ist denn nun Dirk Heinze?
    Wäre doch interessant, was er dazu sagt, er hat es doch immerhin versucht mit dem Forum. Vielleicht sollte man ihn mal in eine Diskussion einladen?

    „Nur ist der Weg vom jeweiligen Text ins Forum sehr weit. In meinen Augen zu weit“
    In meinen auch… außerdem wüsste ich bei vielen Themen nicht, unter welchen Punkt im Forum sie passen könnten.
    In vielen Foren sind ja die Diskussionsmöglichkeiten durch die vorgegebenen Themenschwerpunkte von vorneherein eingeschränkt.
    Im Forum von Kulturmanagement Network gibt es folgende Punkte:
    1. Stellenmarkt und Berufsbilder
    2. Ausbildung und Studium
    3. Diplom und Promotion
    4. Biete und suche
    5. Finanzierung und Förderung
    6. Kulturpolitik und Bildung
    7. Technologien
    Wo würde denn jetzt bspw. diese Diskussion hin passen? Am ehesten unter „Technologien“, aber auch nicht wirklich…

    „Ich behaupte, wenn es bei den Beiträgen eine Kommentarfunktion gäbe, würde dort sehr viel mehr Leben herrschen.“
    Das glaube ich auch, und das wäre doch einen Versuch wert!
    Ein Forum sehe ich aber nicht als Konkurrenz zu so einer Kommentarfunktion – es erfüllt andere Aufgaben und kann gut als Ergänzung dienen. Wenn man bspw. eine Frage hat oder ein Thema anschneiden möchte, über das es gerade keinen passenden Artikel gibt, ist das Forum der geeignete Ort dafür.

    Dein Party-Beispiel fand ich einen sehr passenden Vergleich!

    @Zappadong:
    „Als Autorin habe ich – bei einem guten Forum – einen ganz klaren Nutzen. Ich profitiere davon.“
    Das ist ein wichtiger Punkt. Als Forumsbetreiber muss ich mir nicht nur meine eigenen Ziele überlegen, sondern auch die Ziele, die meine Nutzer verfolgen. Und ihnen mit meinem Angebot helfen, ihren Zielen ein Stück näher zu kommen. Dazu muss ich versuchen, mich in meine Nutzer hineinzuversetzen…

    @Gerald:
    „Ich glaube auch, dass in naher Zukunft noch viele technische Möglichkeiten eröffnet werden, die einige Funktionen verschmelzen lassen.“
    Klingt spannend und vielversprechend. Hab da auch schon einiges darüber gehört, kann mir aber in der Praxis noch nicht so vorstellen, wie das funktionieren soll.
    Im Moment schaut`s ja so aus: in einem Forum wird ein Thema an einem Platz diskutiert, und wenn ich mal ein paar Tage keine Zeit habe, schaue ich halt später wieder rein, und wenn noch diskutiert wird, steige ich wieder ein.
    Und in Blogs, mit den „Diskussionenwolken“? Diese Diskussion hier hat ja irgendwie in meinem Blog angefangen, dann hat Christian einen Aspekt aufgegriffen und sie geht hier weiter, auf moving culture, gibt`s ja, glaube ich, auch ein paar Statements, und wer weiß – vielleicht wird da jetzt in sonst einem Blog ganz heftig weiter diskutiert, und ich kriege das gar nicht mit? Ist irgendwie in einem Forum leichter, da dran zu bleiben, in Blogs sind die Diskussionen doch etwas zerpflückt und wandern von einem Blog ins nächste…
    Außerdem habe ich in Blogs beobachtet, dass die Diskussionen meistens ein Ende finden, wenn ein neuer Blogbeitrag gepostet wird, und in Foren wird ausdiskutiert…

    Grüße, Karin

  13. @ Karin: Solche Diskussionen können ja schnell wieder aufleben. Egal ob an dieser oder einer anderen Stelle. Themen für einen weiteren Beitrag gibt es ja mehr als genug.

    Die Idee, Dirk Heinze zu einer Diskussion einzuladen, ist eine gute Idee. Es ist ja keine Selbstverständlichkeit, immer wieder auf einer Seite vorbeizuschauen.

    Die Struktur auf der Website von Kulturmanagement Network dient derzeit natürlich einem anderen Zweck und wäre für ein Forum völlig ungeeignet. Richtig ist, dass dieses Thema nicht so einfach unterzubringen wäre.

    Deine Ansicht, dass die Kommentarfunktion unter einem Beitrag und ein Forum zwei Paar Stiefel sind, teile ich. Die Kommentarfunktion wäre für mich so eine Art Brücke, um die Hemmschwelle abzubauen, sich online zu äußern. Wer dann unzählige Male kommentiert hat, tut sich vielleicht leichter, auch im Forum das Wort zu ergreifen. Aber das müsste man einfach mal ausprobieren. Vielleicht stimmt diese Vermutung auch gar nicht.

    Deine Beobachtung, was Diskussionen in Blogs und Foren angeht, halte ich für interessant. Das würde bedeuten, je „tiefer“ eine Diskussion geht, desto besser ist sie derzeit in einem Forum aufgehoben. Blogs sind dann mehr eine flüchtige Momentaufnahme, die Diskussionen enden dort oder werden auf einem anderen Blog weitergeführt.

    Die Frage ist für mich, ob sich diese Form der vernetzten Diskussion nicht immer mehr durchsetzen wird? Wenn die festen Strukturen nach und nach der losen Netzwerkstruktur weichen, dann wäre das eigentlich eine logische Entwicklung, oder?

  14. […] Was witzig ist: in dem Buch vergleicht er Communities mit Parties, was ich in meinem Beitrag “Tote Hose im Forum” auch getan habe. Blog und Buch habe ich aber erst gestern auf Daniel Gaßmairs Blog […]

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