Kunst und Kultur im Social Web: es fehlt an Vernetzung und Kooperation

Cooperation„; By Ernst Vikne (CC-Lizenz)

Unter der Überschrift „Kennen Sie die twitternden deutschen Blogger/innen?“ beklagt Steffen Peschel in seinem aktuellen Blogpost die fehlende Vernetzung in der Blogosphäre. Das Resultat seien, so Peschel, fehlende Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit. Festmachen lässt sich das unter anderem auf Rivva.de, einer Website, die das Social Web nach häufig empfohlenen Artikeln durchsucht und diese dann auflistet. Das wohl wichtigste Kriterium ist die Zahl der Links, womit wir beim Thema wären. Meist finden sich dort Zeitungsartikel, Blogposts sind dort kaum zu finden. Wer sich im Bereich Kultur umsieht, findet dort aktuell erstaunliche Artikel aufgelistet. Da geht es um Salafisten, reduzierte iTunes-Karten oder um Car Poolers, eine Portrait-Fotoserie mexikanischer Arbeiter, die immerhin auf einem Blog zu finden ist.

Nun kann man einwenden, dass das die Themen sind, die die Menschen interessieren und auf die via Twitter, Facebook oder Blog verlinkt und Bezug genommen wird. Aber stimmt diese Annahme wirklich oder liegt es eher daran, dass es z.B. der Kunst- und Kulturbereich einfach an der Vernetzung fehlen lässt? Welche Themen interessieren ist schwer zu beurteilen, aber der Vernetzungsgrad im Kunst- und Kulturbereich ist sehr gering. Und das deshalb, weil die meisten lieber alleine vor sich hinwurschteln als knappe Ressourcen zu bündeln.

Wie lässt sich die Vernetzung fördern? Jörn Brunotte und Michael Müller von Culture to Go haben auf der MAI-Tagung und dem letzten Berliner stARTtogether ein thematisches Gemeinschaftsblog für Museen vorgeschlagen. Eine Idee, die immer mal wieder auftaucht, aber bis jetzt im Kunst- und Kulturbereich noch nie erfolgreich umgesetzt werden konnte. Eigentlich wäre die Zeit reif für einen solchen Versuch. Nicht nur die Technologie ist mittlerweile soweit, dass sich so etwas ohne Probleme realisieren lässt. Auch die knappen Ressourcen Zeit und Geld müssten so nicht überstrapaziert werden.

Einen anderen Vorschlag macht Steffen Peschel. Er hat ein Online-Dokument angelegt, in das sich twitternde BloggerInnen aus Deutschland eintragen können und damit die Idee von Digitalks-Gründerin Meral Akin-Hecke übernommen, die vor kurzem eine Liste twitternder BloggerInnen aus Österreich erstellt hat. Mir ist Vernetzung wichtig, deshalb habe ich nicht nur eine Blogroll, sondern verlinke auch so wie möglich auf andere Blogs. Aber solche Listen reichen in meinen Augen nicht, sie sind nur ein Anfang, um, wie in diesem Fall, von anderen Blogs zu erfahren. Entscheidend ist aber die inhaltliche Vernetzung und die damit verbundene Idee, sich aufeinander zu beziehen beziehungsweise mit den Ansichten anderer auseinander zu setzen. Listen verschwinden schnell wieder in der Versenkung, inhaltliche Vernetzung aber kann tagtäglich passieren. Wir müssen es nur tun, Blogs gibt es auch im Kunst- und Kulturbereich gar nicht so wenige.


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8 Antworten zu „Kunst und Kultur im Social Web: es fehlt an Vernetzung und Kooperation“

  1. […] mehr selbst in die Tasten hauen und sich nicht nur auf Facebook, Twitter und Google+ verlassen. Christian Henner-Fehr und auch Sebastian D. haben meinen Aufruf bereits in ihren Blogs […]

  2. theaterblogs.de „versammelt“ mehr als 300 blogs von Menschen aus dem Theater-Sektor, vorwiegend SchauspielerInnen, Regisseure und TheatermacherInnen. Weil das Portal mehrfach angegriffen wurde (Trojaner), ist es jetzt umgezogen auf wordpress. Dabei ging der Community-Charakter weitgehen verloren. Man sieht von der Community so wenig wie von anderen blogs und kann nur sehr mühevoll beobachten, was in der Community läuft.

  3. […] Liste initiiert, in die sich Blogger eintragen können. In unmittelbarer Folge haben auch Christian Henner-Fehr, Sebastian Drägerdt und Ulrike Schmid auf Steffens Analyse Stellung bezogen. Der Kulturmanager […]

  4. Hallo Christian,

    Dein letzter Satz „Wir müssen es nur tun, Blogs gibt es auch im Kunst- und Kulturbereich gar nicht so wenige.“ ist das wichtigste. Hier scheitert es oft ;-))) Aber nicht immer.
    Beste Grüße
    FRank

  5. @Frank8233: das ist die Angst, man könnte die LeserInnen verlieren, wenn man auf andere Seiten verlinkt. Dabei kommen viele gerade wegen dieser Links. ;-)

  6. […] Liste initiiert, in die sich Blogger eintragen können. In unmittelbarer Folge haben auch Christian Henner-Fehr, Sebastian Drägerdt und Ulrike Schmid auf Steffens Analyse Stellung bezogen. Der Kulturmanager […]

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