Royal Opera House: Tradition und Social Media

Zur Zeit bin ich von Twitter etwas genervt. Tagtäglich wird man von Angeboten belästigt, in denen einem hunderte neue Follower pro Tag versprochen werden oder das große Geschäft. Auf der anderen Seite ist es halt doch eine Fundgrube, die einen immer wieder tolle Entdeckungen machen lässt. Als ich heute morgen eine kurze Nachricht erhielt, dass mir Ivor Bolton, der Chefdirigent des Salzburger Mozarteum Orchesters auf Twitter folgt, schaute ich mir, wie ich das bei allen mache, die mir folgen, seine Tweets an.

Dabei entdeckte ich folgende Nachricht:

your_opera_01

Das klang spannend und so schaute ich, was sich dahinter verbirgt. Fündig wurde ich auf dem Blog-Channel des Royal Opera House, das auf Wikipedia als das „bedeutendste britische Opernhaus“ bezeichnet wird. Unabhängig von der Frage, ob es das bedeutendste Opernhaus ist oder nicht, blickt es auf alle Fälle auf eine ziemlich lange Geschichte zurück. Dass es an einem solchen Haus mit viel Tradition nicht so ganz einfach ist, über das Social Web zu kommunizieren, kann man nur vermuten. Dass dem so istwar, erfährt man auf der Startseite des Blogs, wo man mit folgenden Sätzen begrüßt wird:

„Hello, and welcome to the Royal Opera House blog. Unfortunately, we’ve not been very good at blogging in the past, but we’ve just started a new project that we’re very excited about, and which we hope will breathe some new life into this old blog.“

In meinen Augen ein höchst sympathischer Einstieg, der bei mir das Interesse geweckt hat. Bei dem angesprochenen Projekt handelt es sich um die Idee, den Plot einer Oper per Twitter zu entwickeln:

„We’re working Twitterverse to create the storyline for a brand new opera, which will be performed throughout the weekend of Deloitte Ignite (4, 5, 6 September 2009). We’re investigating how short, 140-character contributions can build upon each other to create a non-linear narrative (…).“

Verfolgen kann man den Projektverlauf entweder auf Twitter (@youropera) oder eben im Blog. Was ich vermisse (vielleicht habe ich es auch einfach übersehen), ist ein Hashtag, das einem dabei hilft, alle Tweets zu diesem Thema auch zu finden. Das hier ist übrigens der Ausgangspunkt der zukünftigen Handlung:

@youropera ist aber nur ein Teil des Web 2.0-Auftritts des Royal Opera House. Auf dem Blog finden sich Links zur Facebook-Fanseite und zum YouTube-Videochannel. Auf der Facebook-Seite haben sich mittlerweile mehr als 17.000 Interessierte eingetragen und dass dieser Kanal auch wirklich genutzt wird, zeigen Anfragen, ob man etwa ein zweijähriges Kind in eine Ballettaufführung mitnehmen dürfe bzw. solle?

Der Videokanal auf YouTube hat aktuell knapp 2.000 Mitglieder, die zwischen mittlerweile 80 Videos auswählen können. Angeboten werden dabei (qualitativ hochwertige) Videos, die den Blick hinter die Kulissen erlauben, Einblicke in die Entstehung einer Produktion ermöglichen oder als Trailer dienen. Ich habe nicht alle Videos angeschaut, aber das hier hat mir besonders gut gefallen:

Die Website des Hauses wirkt auf den ersten Blick sehr traditionell und erst beim zweiten Hinsehen bemerkt man, dass hier nicht nur Videos integriert sind und Podcast abgerufen werden können, sondern man sich auch ein eigenes Profil erstellen kann, um dann maßgeschneiderte Informationen zu erhalten.

Für mich zeigt das Royal Opera House sehr schön, wie sich die verschiedenen Kommunikationskanäle des Web 2.0 einsetzen lassen, ohne dass es peinlich oder übertrieben wirkt. Aber wahrscheinlich hat mich dieses altehrwürdige Haus durch seine ersten Sätze im Blog gewonnen. ;-)


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Kommentare

5 Antworten zu „Royal Opera House: Tradition und Social Media“

  1. […] auf die kurzen Videos im Youtube-Channel des Covent Garden Opera House, auf den ich kürzlich im Kulturmanagementblog aufmerksam geworden bin: pralles, ideenreiches, lebendiges, dünkelfreies […]

  2. […] das Gespräch hinaus gehen kann. Das Royal Opera House hat das mit seiner  Twitter Oper (mehr dazu hier) wunderbar geschafft, sogar bis in eine österreichische […]

  3. Haha. Wahre Worte. :)

  4. […] Web bestimmt. Helen Porter, die die Twitter-Oper der Royal Opera vorstellte (siehe dazu: “Royal Opera House: Tradition und Social Media“), lieferte mit diesem Beispiel den besten Beweis, dass es nicht nur darum geht, über einen […]

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