Schadet das Social Web der Kunst?

Cornelius Rinne hat im Anschluss an meinen gestrigen Beitrag „Das Ende der Kuratoren?“ in einem Kommentar auch die KünstlerInnen angesprochen, die sich ändern müssen. Fragt sich nur, in welcher Hinsicht?

Die – nennen wir es mal – Demokratisierung durch das Social Web hat dazu geführt, dass viele ExpertInnen ihre Funktion verloren haben, in der sie so eine Art Deutungshoheit besessen haben. Gilt das auch für die KünstlerInnen?

Im Social Web schreiben wir alle, wir können Ausstellungen kuratieren und viele Dinge mehr. Lässt sich das auch auf die künstlerische Tätigkeit übertragen? Noch nie war es so leicht wie heute, sich eine Plattform zu schaffen, auf der man sein künstlerisches Schaffen präsentiert. Aufmerksamkeit ist die Währung, die im Vordergrund steht, nicht unbedingt die Qualität.

Heißt das in Analogie zu JournlistInnen und KuratorInnen, dass wir jetzt eine Phase durchmachen, in der jede/r zur KünstlerIn werden kann und wir erst an den Punkt kommen müssen, wo wir Stopp sagen und dann der Qualität wieder mehr Bedeutung beimessen? Wie auch immer die dann ausehen mag. Was meinen Sie?


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30 Antworten zu „Schadet das Social Web der Kunst?“

  1. „Deutungshoheit – Hihi“, die Künstler als Nachfolger der Alchimisten mit ihrer Hermetik, angelehnt an Hermes, den Gott der Kaufleute und Diebe. Sagen wir es mal polemisch: „Künstlerinnen, raus aus euren geschützten Werkstätten, stellt euch der Realität, jeder kann Künstler sein und jeder soll es sein!“. Vorgetäuschte Qualitätskriterien dürfen nicht als Zensur miussbraucht werden. Ein praktisches Beispiel, wie 2 KünstlerInnen erste ernsthafte Schritte zum Aufbau einer neuen Existenz in einem analogen 2. Life versuchen: http://klauskarlbauer.wordpress.com/2009/04/22/just-a-a-green-olive-tree/

    1. Wieso ist das jetzt polemisch? :-)

      1. Nadja Bauer

        Ja, wieso eigentlich? Ich mag diesen Ausruf :)

  2. Hallo Christian,

    wie Du im Beitrag http://kulturmanagement.wordpress.com/2009/04/22/das-ende-der-kuratoren/ und im Kommentar schriebst, sind wir in etlichen Bereichen an Grenzen angekommen. Wir leben und lebten in einer Zeit der „Diktatur des Mittelmasses“ Dies gilt in den verschiedensten Bereichen der Gesellschaft. In der Politik, im Management und eben auch im Bereich der Kunst (auf allen ebenen). Einige, gerade in der Musik sind bereit oder vielleicht auch gezwungen sich weiterzuentwickeln oder schnell in der Versenkung zu versinken, einige beherrschen die Aufschneiderei derart perfekt das wohl erst die Geschichte eine Einordnung zulässt.

    Im Bereich der bildenden Kunst ist derzeit eigentlich das absolute Chaos ausgebrochen. Dies hat sicherlich unterschiedliche Gründe. Zum einen, wie gestern erwähnt, das Kuratorentum das versucht hat den Nimbus des Stars auf den Kurator und nicht auf den Künstler zu produzieren. Zum anderen das unüberlegte Bildnern mit meist rein schmückenden Hintergedanken oder dagegen das rein provokante Bildnern (je lauter je besser). Dann natürlich die digitalen Möglichkeiten der Präsentation. Schnell mal was bei Flickr… einstellen, eine Website zusammenschustern mit Vita, Kontakt und „Galerie“. Wobei genau hier der Fehler liegt, eine Aneinanderreihung von Bildern, die sich weder in Dimension noch in Raumwirkung einordnen lassen ist keine Galerie. Das ist Etikettenschwindel! Genau da liegt aber das Problem.

    Also, definitiv, im Betriebssystem Kunst muss umgedacht werden, wir müssen zu neuen Möglichkeiten der Publikumsansprache finden und diese Möglichkeiten neu benennen. Dies kann natürlich auch bei digitalen Medien in Anlehnung an reale Begriffe geschehen. So wäre das aneinander hängen von Bildern im Internet eben keine Galerie sondern Arbeitsproben, eine Mappe oder ein digilaler Katalog. Wenn ich also Skizzen und Proben einstelle ist dies, wie ich es betittele, ein Moleskine. Hier wird ein Begriff benutzt der von vornherein klar macht hier gibt es Skizzen und Notizen. Ein anderes Beispiel wäre der von mir sehr geschätzte Maler Armin Rohr, der seit Jahren Bilder in „a Painters Storyboard“ einstellt. Solches Vorgehen hat Authenzität und genau das ist es was die Gesellschaft heute braucht, Kunst kann ihr hier sehr viel Nahrung geben.

    1. Nicht ohne Grund steht das Blog von Armin Rohr hier in der Blogroll…

      So wie Du das beschreibst, müsstest Du meine Frage eigentlich mit Ja beantworten, oder?

      1. So wie es in den meisten Fällen genutzt wird ja, da nicht an Realvernetzungen und Links in den Whitecube gedacht wird. Ich sehe aber auch Chancen im Social Web, wobei es immer wieder zu Rückschlägen kommt.

        Chancen sind es zum Beispiel, dass man, unter Ausnutzung einer anderen vielleicht auch gefährlichen Novität, über Demand Verlage, recht schnell und gut auch experimentelle Buchprojekte auf den Markt bringen kann, die man sonst aber nicht bei Verlagen unterbringen würde. Wenn man dies jetzt aber unprofessionell ohne Lektor und professionelles Layout tut, kann der Schuss schnell nach hinten los gehen.

        Da genau sehe ich die Gefahr, die schnellen Möglichkeiten führen zu unüberlegtem Handeln.

  3. Die Einführung von sehr preiswerter Audio-Software und preiswerten Instrumenten hat schon lange vor dem Web 2.0 für eine Vergesellschaftung der Kunstproduktion gesorgt. Punk, HipHop und Techno resultieren z.B. aus dieser Entwicklung. Das Web 2.0 begünstigt jetzt einfach noch die Verbreitungsmöglichkeiten solcher „Kunst aus dem Volk“. Ich glaube, die entscheidende Frage wird daher sein, ob das Web 2.0 nachhaltig kollaborative Formen der Kunstproduktion hervorbringen wird und wenn ja welche. Denn auch wenn schon seit längerer Zeit jeder Mensch ein Künstler sein kann, dann geht man doch auch im HipHop oder Action painting von der charismatisch-genialischen Einzelpersönlichkeit aus, die die Kunst hervorbringt. Vielleicht muss man also von diesem, letztlich immer noch vom romantischen Künstlergenie geprägten, Bild wegkommen?!

    1. Unbedingt wegkommen vom Genie! ich dachte, das hätten wir bereits hinter uns. Erinnere mich an einen Kunstgeschichtevortrag von Prof. Wagner an der Angewandten, wo ich Anfang der 80er (1980er !!!) studierte: „Der Genie-Begriff des 19. Jahrhunderts wurde im 20. Jahrhundert durch den begriff der Kreativität ersetzt!“ (Zitat)
      Freunde, das ist 30 Jahre her und der Wagner hat’s auch nicht erfunden.

      1. In der Diskussion schon, in der Realität noch lange nicht. Schau Dich doch mal um!

    2. Nadja Bauer

      Das sehe ich auch so. Und abgesehen davon, schon Duchamp oder Beuys und Warhol haben versucht, die Kunst vom Sockel zu heben. Insofern ist das nicht wirklich neu. Nun ermöglicht eben das Social Web neue Möglichkeiten, Öffentlichkeiten zu erreichen, zu kommunizieren und zu kollaborieren. Hier ist eine ganz interessante Seite von zwei Jungs aus Atlanta, die ein, wie ich finde, interessantes Konzept verfolgen.
      http://www.arthouseco-op.com/

      1. Die Idee Projekte zu entwickeln, finde ich gut. Wie mir überhaupt die ganze Seite von Art House Co-op gut gefällt. Danke für den Hinweis.

        Nur mit den Communities habe ich mittlerweile so meine Probleme. Die x-te Community, in der sich Künstler zusammenschließen. Ja, warum und wozu eigentlich?

      2. Nadja Bauer

        Das ist wohl war, man sollte das kritischer hinterfragen. Wenn sich Communities formieren, in denen wirklich diskutiert, sich gegenseitig ausgetauscht wird und es zu Kollaborationen kommt, macht es meiner Meinung nach Sinn. Dies findet aber oft nicht zur Genüge statt. Vielmehr werden schnelle Profile angelegt, die dann öfters mal verwaisen.

      3. Ein Genie zu vermarkten ist in unserer Seitenblicke bzw. Winner-takes -it-all Gesellschaft einfach Gang und Gebe. Das „menschelt“ so, da freut man sich, wenn der winner mal ein paar Kilo zu viel hat oder Eheprobleme etc. Das stärkt das „Wir sind alle gleich -Gefühl“ und es riecht nach Schweiß und Tränen. Aber, es gibt auch gute Beispiele, wie man als anonyme Community Furore machen kann: „Gelitin“ in der Kunst und „Al-Qaida“ in unser aller Leben.

  4. Im Bereich des Journalismus schlägt das Pendel ja schon wieder zurück: Der Euphorie, dass mit einer Blogsoftware jeder zum Journalisten wird (und davon leben kann), hat sich schon wieder deutlich abgekühlt. Die Zahl der aktiv geführten Blogs ist (weltweit) nicht übertrieben groß und vor allem scheint sie derzeit nicht nennenswert weiter zu steigen.

    Das gibt für das „Betriebssystem Kunst“ die Richtung vor, denke ich. Ich wage sogar die These, dass sich im Bereich der Kunst gar nicht so viel ändern wird, da Kunst seit dem 20. Jahrhundert ohnehin schon recht offen und zugänglich ist.

    Das Social Web wird der Kunst also nicht schaden. Es wird ihr sicher aber ein paar Facetten hinzufügen.

    1. Offen ist die Kunst insofern, dass eigentlich jeder die Möglichkeit hat, sich künstlerisch zu betätigen. Nur: was wird daraus gemacht? Eine der wenigen, die, wie Klaus das oben formuliert hat, sich der Realität stellt, ist Elfriede Jelinek mit ihrer künstlerischen Bestandsaufnahme von dem, was wir als Finanzkrise bezeichnen. Und die anderen? Von denen hört man nichts.

      Dabei bietet das Social Web, wie Du ja auch schreibst, ein enormes Potenzial, sich zu artikulieren. Komisch…

      1. Nadja Bauer

        So verhält es sich doch auch mit der Demokratie in unserer Gesellschaft an sich…

  5. Hallo zusammen.

    Das Problem mit der Qualität liegt doch in folgendem . Die Kunst hat sich seit der Erfindung der Fotografie über die Zersprengung des Bildraumes des Kubismus, die Negation von Bildwirklichkeit durch beispielsweise die Readymades konsequent selber immer weiter negiert. Bis zu einem Stadium, in dem sie ohne den sie umgebenden WhiteCube gar nicht mehr existenzfähig, weil schlicht und ergreifend nicht mehr identifizierbar ist.
    Da Qualität nicht mehr erkennbar war, hat man sich eben nach den Werten gerichtet, die in einem kapitalistischen System numal die vorherschenden sind, nach dem Preis. Da dieser aufgrund der Wirtschaftssytuation anfängt zu kippen, kippt das Gesamte Wertesystem des Betriebssystems Kunst. Das führt zu dem Chaos, was Cornelius beschrieben hat.

    Was bleibt zu tun? Sicherlich gibt es hierfür keine allgemeine Lösung.

    Meine ist hier, die Kunst wie sie besteht oder demnächst vielleicht bestand oder ,im Futur 2 gesprochen, bestanden haben wird, als Phänomen stehen zu lassen.

    Zurückzugehen zu dem Punkt, an dem die Kunst ihr Publikum verloren hat. Wo stehen sie überhaupt, die Menschen, die kunstinteressiert sind. Sie an der Stelle anusprechen und abzuholen und sich auf einen neuen Weg zu machen.
    Und hier kann das Web 2.0 sehr wertvolle Hilfe leisten.

    Künstlern, die bereit sind, diesen Weg zugehen, gebe ich persönlich eine Zukunft. Man muß sich aber ersteinmal vom Kopf her befreien von der Illusion, irgendwann einmal 6 und 7 stellige Beträge mit Bildern zu verdienen. Und man muß sich darüber im Klaren sein, daß man auf diesem Weg sicherlich den ein oder anderen Mentor im Kunstbusiness verlieren wird.

    Denn niemand hört gerne, daß man ihn nicht mehr braucht.

  6. Naja, so viele haben ja gar nicht die Illusion, sechs- bis siebenstellige Beträge zu verdienen, Michael.

    Hat die Kunst ihr Publikum nicht immer wieder verloren? Meist in Phasen, wo es den Leuten gut ging. Entdeckt hat man die Kunst immer dann wieder, wenn es einem schlecht ging. Insofern könnte man vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Prognosen prophezeien: es wird in Bälde mit der Kunst aufwärts gehen. Die Leute werden sich wieder ihrer erinnern. Bis zum nächsten Hype…

    1. Ich sehe das ein wenig anders. Der Kunst heute geht es ähnlich wie der Musik. Die klassische Musik ist exakt den gleichen Weg gegangen und heute in der absoluten Bedeutungslosigkeit versunken. Nennt mir einen klassischen Komponisten nach Stockhausen, und ihr werdet sehen, daß ihr da Probleme habt. Stattdessen ist die sogenannte E-Musik durch die sogenannte U-Musik mal locker an die Wand gespielt worden, und U-Künstler sind sogar heute in Deutschland anerkannt.

      Eine ähnliche Entwicklung könnte ich mir gut für die Kunst vorstellen.

      Ausserdem teile ich Deine Einschätzung nicht ganz so, wenn ich mir die Kulturgeschichte ansehe. In schlechten Zeiten hatten die Leute Lust auf Unterhaltung und Ablenkung, nicht aber auf Kunst. Da halte ich einmal mit der Aussage eines Brecht entgegen: Erst das Brot, dann die Kultur.

      1. Nachtrag: Hatte gerade eine Diskussion am Telefon. Auch die sogennanten seriösen Art-Investment-Berater empfehlen zur Zeit die Finger von aktueller Kunst zu lassen, wenn man keinen persönlichen Bezug zu den Arbeiten hat. wenn man es als Geldanlage betrachtet, wird einem geraten in die klassische Moderne zu investieren.

        Das sind doch schon die ersten Zeichen.

      2. „Die klassische Musik ist exakt den gleichen Weg gegangen und heute in der absoluten Bedeutungslosigkeit versunken. . . .“

        ———————————————-

        @ also: wenn sie an den rand gedrängt wurde, ist sie nicht zwangsläufig bedeutungslos geworden dadurch. das klingt nur so schön kausal da oben . . . !

        innehalten in produktion (der komponisten) kann besser sein, als manisches produzieren um seiner selbst willen . . . wie in der verbilderung üblich !

        ich arbeite zb. extrem langsam. ich plane nicht erfolg. mich interessieren eine bestimmte thematik und deren untersuchungsergebnisse. egal, was dabei rauskommt. ich habe mir meine themen selbst gestellt. ‚abholen‘ kann ich erst, wenn ich (mir!) sicher bin, einem betrachter qualität bieten zu können. handwerklich wie inhaltlich. manage-bar ist DAS frühestens ab ebensolcher qualitäts-findung/stabilisierung (für mich). trag-fähigkeitsfrage. das ist im modell schwer zu testen als künstler.

        das web hilft kontakte zu knüpfen durch thematisch orientierte suchergebnisse und daraus (!) resultierende kontakte. die reichweite ist global, wenn das seo-orientiert getextet (und tagged) ist. fantsatische möglichkeit, die viele (!) galeristen, kurtoren etc. lieber bei sich sehen, als bei künstlern.

        mehr aber auch nicht. web-basierte projekte sind sicher interessant für junge künstler. insgesamt entwertet aber die virtualisierung (simulation auch von gestaltung!) die bilderungen. mit den rechnegestützen ansprüchen und welt-aneignungs-strategien takten sich ja auch die menschen höher (langsamkeit ist eine feine reaktion dagegen übrigens) und damit ihre wahrnehmungs-verfallszeiten beim sehen.

        inflation, deflation, collaps . . . sind sicher auch ganz natürliche equilibrierungs-mechanismen, die systemen („kunst als betriebssystem“ . . . ) innewohnen: um diese (!) ab/auf-lösbar zu machen. die welt der bilder ist ja primär eine sache des sehens. wer schaut noch genau hin? hat oder nimmt sich zeit dazu? sehen ist arbeit. mausklick-mentalität hebt die aber auf. sms- und handy-art sind ja kaum zu erwarten! sorry gibts ja schon. ganze handy-romane. bilderfolgen in japan . . .

        dilemma. gut so, sicher kein zufall, das zusammenwachsen aller probleme: die erfordern statt globalem denken planetares denken. das macht noch demütiger. und stärkt das recht von pflanzen und tieren.

        das web bietet unglaubliche (globale!) de-zentralisierungsmöglichkeiten – möge es nicht dazu verwendet werden, die real existierenden zentralisierungstendenzen nur zu re-analogisieren… daran haben natürlich die ‚realos‘ interesse . . . bei der kontrolle über diese ‚virtualisierungs-tools‘.

        virtuelle qualität gibt es nicht. die sieht nur so aus. wehe, wer den unterschied nicht mehr erkennt. er wird spielball.

        ich arbeite hier auch noch mit virtual-reality tools aus meiner zeit in der ich für industrie gestaltete. ein ‚leichtes‘ mit SOFTIMAGE eyecatcher zu produzieren am laufenden band. gar automatisierbar durch scripts. visualisationen, die nicht vorstellbar sind vorher. in einer ‚qualität‘, die alle visuellen (opto-mechanischen) naturphänomene einschliesst . . . and then? the results means nothing. simulation of visuality. visualibility. alles ist möglich. ist alles gut?

        diese technologien entstanden schneller, als sie verarbeitbar waren (ich bin seit 1984 darin, damals unix noch). wer die noch ‚langsamen‘ anfänge mitmachte, kann mit den heutigen ‚echtzeit‘-ansprüchen besser spielen – als die jungen, die in diese high-speed-visual-world reingeworfen wurden. ich denk dies generation und nur dIR, können da rausfinden, wie sie da rauskommen. ich weiss nur, wie ich da reingekommen bin – und rückwärts wieder raus kann. analog malend – vorsichtig immer wenige möglichkeiten von web & vr abwägend nutze in verbindung mit malerei. diese technik nutzend, diese technik befragend. qualität ist ein harter prozess. superhart, jeden tag. wie wunderbar. das ganze managen lassen? sich ‚mitnehmen‘ lassen? mitfahrzentrale? mann, sind die mutig, die sich das zutrauen, mit guten künstlern. oder sagen die ‚kultur/kunst‘ und meinen ‚markt‘?

        chaim

    2. Ich glaube manchmal, das Publikum hat die Kunst verloren bzw. schaut in die falsche Richtung. Es gibt ein größeres und vielfältigeres Angebot als jemals zuvor, und hört mir doch auf mit irgendwelchen „seriösen Art-Investment-Beratern“, die schlapfen doch den Entwicklungen hinterher. Was seriöse Professionals im Finanzwesen zustande bringen, können wir als daily soap live miterleben. Schlechter hätt ich es als un-seriöser Künstler auch nicht hingekriegt, die Lehmann – Pleite hätt ich locker geschafft, aber viel lustiger, und vor allem mit einem coolen Soundtrack.

  7. wo wir Stopp sagen und dann der Qualität wieder mehr Bedeutung beimessen?

    Einen schönen Gruß nach Wien und das kollektive „Wir“, schon zertifiziert nach ISO 9001?
    NEIN? oh jehe!

  8. @mikel: ich kann auch ohne Zertifizierung Stopp sagen. :-) Schau Dir mal die diversen Communitys an, in denen Du „Kunst“ kaufen kannst, da wäre ISO gar nicht so schlecht…

    @Klaus: klar gibt es ein größeres Angebot. Für die Kunstkonsumenten mag das ja auch gut sein. Die Frage war aber, ob das Social Web der Kunst schadet? Der Unterschied ist mir wichtig!

    @Michael: Investment-Berater und Seriösität, damit habe ich gerade derzeit so meine Probleme. Ist es nicht so, dass die Empfehlungen dieser Berater, ob Art-Investment oder was anderes, immer den entscheidenden Tick zu spät kommen?

    Interessant finde ich Deine Frage nach klassischen Komponisten nach Stockhausen. Es gibt sie, nur scheinen sie nur noch für eine sehr begrenzte Zielgruppe von Interesse zu sein. D.h. es bilden sich Nischen, in denen ich eine kleine Gruppe von Interessierten erreichen kann. Das Social Web unterstützt solche Entwicklungen, denn die klassischen Medien verlieren ihre Gatekeeperfunktion, die Kommunikation findet direkt statt. Daher lautete ja meine Frage auch, ob das Social Web der Kunst schadet? Konkret: entwickelt sich die klassische Musik weiter, obwohl die großen Namen fehlen, die allen bekannt sind? Oder gibt es sie wirklich nicht mehr?

    @illuman: die Gefahr sehe ich auch, dass dank all dieser Tools, die auch meist nichts oder nur wenig kosten, herumdilletiert wird. Das würde heißen, das Social Web eröffnet zwar Chancen, weil theoretisch jeder die Möglichkeit hat, sich künstlerisch zu betätigen und gleich auch über Vertriebsstrukturen verfügt. Aber dadurch wird die „Kunstmasse“ immer unüberschaubarer.

    Da ist es dann logisch, dass sich Kunst und Publikum verlieren. => Eine Aufgabe unter anderem für Kuratoren, diese Verbindung wieder herzustellen.

    1. Es war ja auch nie anders. Sog. klassische Komponisten hatten schon immer eine sehr begrenzte Zielgruppe. Wahrscheinlich kennen mehr Leute den Komponisten Tan Dun (Youtube-Internet-Sinfonie) als Leute Mozart zu dessen Lebzeiten gekannt haben. Und der war, anders als Bach oder Schubert, noch ein echter Popstar und ist durch ganz Europa getourt. In 200 Jahren wird sich die klassische Musikkultur von heute auch anders darstellen und es wird ein paar Namen geben, die entsprechend geläufig sind, wie heute Schönberg, Sibelius oder Korngold. Aber es ist klar, dass man die Übersicht erst im Nachhinein gewinnen wird. Und Popstars wie seinerzeit Mozart, die vor irgendwelchen Königinnen auftreten, heissen heute eben einfach Elton John oder sonstwie.

    2. @ Schaden oder Nutzen: „Nützt nix aber schadet auch nix“, würde der gelernte Österreicher sagen. Und, vor allem, die Kunst ist resistent gegen Hypes, das hat sie in der Geschichte schon zig-mal bewiesen, das gilt jedoch nicht für jeden Künstler. Die Frage ist aber auch, wie resistent sind eigentlich social networks“. Zieh mal den Stromstecker raus…

      @ zeitgenössische Musik nach Stockhausen: es gab schon vor Stockhausen lange keine klassischen Komponisten mehr und schon gar nicht nach ihm. Die Szene ist, wie überall, stark fragmentiert, und es gibt nicht mehr die großen Namen. Stört das jemanden? Es gibt großartige Musik, mehr und vielfältiger denn je, und da würde ich schon sagen, dass myspace und co. einen enormen positiven einfluss in bezug auf die allgemeine zugänglichkeit haben.

  9. Ich möchte auch mal polemisch sein: „Qualität setzt sich durch!“ :)
    Nach den letzten Jahren „Alles ist Kunst“ im web sind die Betrachter übersättigt und sehnen sich wieder nach dem, was nicht offensichtlich nachzumachen ist. Wenn in einem Bild Handschrift und Stil zu erkennen sind, dann wird es erhoben zu etwas Besonderem. Meine Erfahrung gerade. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich diese Betrachtungsweise auch in anderen Richtungen durchsetzen wird (ich kann nur für die Fotografie sprechen). Wohin sich das Rad letztendlich dreht, werden wir erfahren. Nicht alles, was ich für künstlerisch erachte wird tatsächlich als Kunst anerkannt werden und vieles von dem, was ich für Augenwischerei halte, wird wohl den Weg in die Kunst machen.Gut so.

    1. „Qualität setzt sich durch!“ Aber nur, wenn irgendjemand die Leute mitnimmt…

      1. Natürlich. Aber das sollte schon Aufgabe der Kunstschaffenden und Kunstverbreitenden sein. Also weg mit dem Mimosenkissen und los in die Diskussionen :)

    2. „Daher lautete ja meine Frage auch, ob das Social Web der Kunst schadet? Konkret: entwickelt sich die klassische Musik weiter, obwohl die großen Namen fehlen, die allen bekannt sind? Oder gibt es sie wirklich nicht mehr?“

      Das Beispiel mit der klassischen Musik habe ich auch nur genommen, um die Probleme in der Kunst aufzuzeigen. Die Kunst heute ist dermassen verintelektualisiert, daß sie nur noch einen immer kleiner werdenden Prozentsatz an Menschen anspricht. Ich mag mich da irren, vielleicht bin ich da zu subjektiv. Ich weiß nur aus meinem direkten geschäftlichen Umfeld, daß es ein riesen Potential an kaufinteressierten Publikum gibt, die die Kunst heute nicht mehr erreicht. Und das gilt es wieder zurückzuholen und zu reaktivieren.

      Ich meine, Social Web nutzt der Kunst, wenn es richtig angewendet wird. Wie richtig gesagt wurde, gibt es ja Komponisten, die eine kleine Fangemeinde haben. Natürlich gibt es Komponisten die da weiterarbeiten. Und statt der grossen Namen wird es viele kleine Namen geben. Ich erlebe das ja tagtäglich in der Musik. Es gibt viele Musiker, die aus den Schlagzeilen geraten sind. Die aber mittlerweile weltweit unterwegs sind, und ihre Kommunity und Fangemeinde über das Netz managen. Beispiel Elli, bei einer DsdS-Staffel auf dem ersten Platz. Man hat nichts mehr von ihr gehört. Zur Zeit macht sie eine Tour in den Staaten und spielt in vollen clubs.

      Warum soll es das nicht in der Kunst geben? Es gibt nicht mehr wie vielleicht noch vor hundert Jahren die grossen Strömungen. Alles was früher nacheinander gelaufen ist, läuft heute nebeneinander parallel. Welches Medium soll dem Rechnung tragen? social Networks können das leisten. Solange deren Betreiber auch dazu bereit sind, sich gezielt auf eine Nischensegment zu konzentrieren. Und nicht gleich die ganze Welt vernetzen zu wollen.

      Wie Du, Chrstian, an anderer Stelle immer richtig beschrieben hast, man muß wissen, was man will.

      Und natürlich müssen am Netz auch Leute sein, die etwas von Künstleraufbau verstehen. Vielleicht sollte das einmal im Netz thematisiert werden. Das heißt, wie baue ich einen Künstler als Marke auf, wie präsent mache ich ihn, wann nehme ich ihn in seiner Präsenz zurück. Das ist Marketing, und nur weil ich eine Web 2.0-Anwendung programmieren kann muß ich nicht zwangsläufig davon Kenntnis haben. Auch hier kann die bildende Kunst eine Menge von der Musik lernen. Hier werden viele Fehler gemacht. Mit unserer spursuche.de versuchen wir das ja gerade als Gruppe, aber glaub mir, es gibt viele Schlaglöcher, an dem du langmanövrieren mußt. Und wenig Vorbilder, an denen du dich orientieren kannst. Ich glaube, daß das Neuland ist, und vielleicht das wirkliche Problem dabei.

      Im Umgang mit Web 2.0 kann ich natürlich dem Künstler schaden, nicht aber der Kunst. Das kann mir aber genausogut im offline passieren. Web 2.0 ersetz keine Marketingkenntnisse.

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